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HMS Victory
Teile: 1772 + 231 Schablonenelemente
Maßstab: 1/200
Länge: 36 cm
Exakt vor 30 Jahren (Doppelausgabe MM 5-6/77) gab es schon mal die Superproduktion
in dem interessanten und zugleich für Seglermodelle unüblichen
Maßstab, die jetzige Ausgabe des MM-Verlages (Dreifachausgabe10-11-12/05)
trennen davon aber gefühlte 300 Jahre ;) Das berühmte britische
Linienschiff HMS VICTORY im Maßstab 1:200.
Modellkonstrukteur: Patryk Zuzanski von seiner Autorschaft sind
bereits die meisten der modernen Segelschiff-Produktionen des MM-Verlages.
Die HMS Victory ist ein typisches Linienschiff der 1. Klasse (d.h. sie
hatte zumindest 100 Kanonen auf den drei Hauptkanonendecks verteilt) aus
der Wende vom 18. auf das 19. Jahrhundert. Die Geschichte des berühmten
Seglers reicht bis zum Jahr 1758 zurück als die britische Marinekommission
den Bau von zwölf neuen 100-Kanonen Linienschiffen der Victory-Klasse
beschloss. Mit dem Namen HMS Victory wurde die erste Einheit getauft.
Die Herausforderung, die gewaltigen Schiffe zu entwerfen, nahm Sir Thomas
Slade an. Die HMS Victory wurde am 23. Juli 1759 bei der Werft Chatham
Dockyard auf Kiel gelegt. Für die Bootsbauarbeiten wurde Holz von
einigen Tausenden Stämmen diverser Baumsorten verwendet, wobei jedoch
90% davon Eiche bildete. Das Segelschiff wurde mit drei Masten und Segeln
mit einer Gesamtfläche von etwa 16000 m² ausgerüstet. Das
Unterwasserschiff wurde mit Blechtafeln aus Kupfer verkleidet. Der Bootsbau
dauerte knapp 6 Jahre, wurde am 6. Mai 1765 beendet und die HMS Victory
wurde vom Stapel gelassen. 13 Jahre lang blieb die Einheit im Hafen untätig
liegen, erst bei der Amerikanischen Revolution wurde der Segler in den
aktiven Dienst gestellt. In dem Jahr brach auch der Krieg zwischen England
und Frankreich aus. Am 27. Juli d.J. kam es zu der ersten Auseinandersetzung
zwischen Schiffseskadern der beiden Staaten. Zwei Schiffsverbände
mit jeweils 30 Linienschiffen begegneten sich bei der französischen
Insel Onessant (westlich von Brest). Die britischen Kräfte wurden
vom Deck der HMS Victory von Admiral Keppel geführt. Die Begegnung
gilt trotz der großen Anzahl der Schiffe und der Matrosen, die daran
teilnahmen, als Beispiel einer der unfähigsten Gefechtsführungen
in der Geschichte der Seglerschlachten, und zwar von beiden Seiten
Nach 4 Tagen der Schiffsmanöver und einem Gefechtstag
entfernten sich die beiden Verbände voneinander und hatten sich zu
ihren Stützpunkten begeben. Admiral Keppel wurde seines Postens enthoben
In den Jahren 1779 1781 wurde die HMS Victory von drei Admirälen
kommandiert: Hardy, Geory und Hyde Parker. Seine ersten Erfolge verdankt
die HMS Victory dem Admiral Howe, der im Jahre 1782 eine taktisch brillante
Entsatzaktion für Gibraltar geführt hatte. Im Jahre 1783 wurde
in Versailles ein Friedensabkommen zwischen England und Frankreich unterzeichnet.
Der Frieden dauerte 10 Jahre lang, bis 1789 befand sich die Einheit in
der Reserve. Mit dem erneuten Kriegsausbruch am 1. Januar 1793 wurde die
HMS Victory der Ärmelkanal-Flotte zugeordnet. Nach der Rückkehr
zum Dienst diente die sie ununterbrochen 14 Jahre lang und nahm unter
Admiral Samuel Hood an div. Mittelmeer-Operationen teil, u.a. an der Toulon-Übernahme
im August 1793. Im Dezember haben die Engländer die Hafenstadt verloren
und die Schiffseskader von Admiral Hood wurden nach Livorno verlegt. Von
dem Stützpunkt aus startete er einige Invasionsangriffe auf Korsika,
die im August 1794 zur Eroberung der Insel führten. Während
der Kämpfe wurde die HMS Victory als Truppentransporter und als eine
schwimmende Batterie eingesetzt. Ende des Jahres ist Admiral Hood zurück
nach England gekehrt und das Kommando über den Segler übernahm
Admiral Man, der im März 1795 mit seiner Einheit und 8 anderen Linienschiffen
die Mittelmeer-Eskader verstärkte. Am 13. Juli nahm die HMS Victory
im Verband von 23 britischen Linienschiffen (der Befehlshaber des gesamten
Verbandes war Admiral Hotham) in einer Seeschlacht bei der Hyeres-Insel
teil. Der viel schwächeren französischen Mittelmeer-Flotte von
17 Linienschiffen gelang mit dem Verlust von nur einem Schiff die Flucht
und somit wurde die Chance vergeben, den französischen Verband zu
zerstören. Admiral Hotham wurde von der Leitung abberufen und seine
Stelle übernahm der erfahrene Admiral John Jervis. Bereits die erste
Schlacht am 14. Februar 1797 beim St. Vinzent Kap zwischen seinen
15 und 27 spanischen Linienschiffen bewies seine Führungsstärke,
die sich allerdings größtenteils auf der genialen Taktik von
Nelson (zu dem Zeitpunkt war er Kapitän des 74-Kanonen-Seglers HMS
Capitain) stützte. Es wurden 4 spanische Linienschiffe erobert und
die Spanier wurden gezwungen, Zuflucht in Cádiz zu suchen, was
in der Folge eine Vereinigung der französischen und spanischen Flotte
verhinderte und die von Napoleon geplante Invasion auf Irland vereitelte
Bei der Seeschlacht wurde die HMS Victory jedoch beschädigt, was
in Verbindung mit ihrem allgemein schlechten technischen Zustand ihre
Rückkehr nach England notwendig machte. Im November 1797 legte die
Einheit in ihrer Heimat an und wurde erneut in die Reserve versetzt. Bis
1800 diente sie auf dem Medway-Fluss als ein schwimmendes Lazarett. Erst
nach über 2 Jahren wurde der Segler einem detaillierten Gutachten
unterzogen, das die Wirtschaftlichkeit einer Grundüberholung belegte.
Es folgte die umfangreichste Instandsetzungs- und Umbaumaßnahme
des Schiffes, in der gänzlich das Heck umgebaut (indem die beiden
offenen Balkons durch verglaste Galerien ersetzt wurden) und das Unterwasserschiff
mit etwa 4000 Blechtafeln verkupfert wurde. Im Jahre 1803 kehrte die HMS
Victory zum Dienst zurück, nun als Flaggschiff von Horatio Nelson.
Die Franzosen bereiteten sich zu dem Zeitpunkt intensiv auf eine Invasion
Englands vor und versammelten bei Boulogne 168000 Soldaten, 9150 Pferde
und haben Hunderte von entsprechenden Booten gebaut, die die Invasionskräfte
transportieren sollten. Eine solche Landungsoperation musste allerdings
von einem starken Eskader von Linienschiffen abgesichert werden. Um dies
zu gewährleisten, machte sich am 18. Oktober 1805 aus Cádiz
ein Schiffsverband von 18 französischen und 15 spanischen Linienschiffen,
5 Fregatten und 2 kleineren Einheiten auf den Weg Richtung Ärmelkanal.
Die größte Chance der Engländer bestand darin, die Armada
möglichst weit vor der eigenen Küste abzufangen. Aus dem Grund
warfen sie gegen die Flotte der Verbündeten 27 Linienschiffe, 4 Fregatten,
einen Schoner und einen Kutter. Am 21.Oktober 1805 um 11:00 begann in
der Nähe des Trafalgar-Kaps die Schlacht: Die britischen Eskader
griffen die französische Schiffs-Reihe mit zwei Schiffskolonnen an,
die von Nelson auf der HMS Victory und von Collingwood auf der HMS Royal
Sovereign angeführt wurden. Mit geschickten Manövern haben sie
den gegnerischen Verband in zwei Gruppen aufgeteilt, was allgemein als
der entscheidende Zug der gesamten Schlacht gilt. Die Verbündeten
haben 20 Linienschiffe und über 4400 Matrosen verloren, die Briten
451 Mann, darunter allerdings auch Admiral Horatio Nelson, der von einem
Musketen-Geschoß getroffen wurde. Die Trafalgar-Seeschlacht war
die letzte Großschlacht der Segelschiffe, hat die Gefahr einer Invasion
auf England für mehrere Jahre abgewendet und bewirkte, daß
die französische und spanische Flotten gewaltig an ihrer Stärke
und Bedeutung verloren haben
Die HMS Victory hatte 57 getötete
und 102 verwundete Matrosen zu beklagen und erlitt bei dem Kampf zahlreiche
Beschädigungen, die ein selbständiges Segeln nicht mehr möglich
machten. Erst am 23. November kehrte die Einheit zurück nach England
und wurde dort sofort Instandsetzungsarbeiten unterzogen. Im Jahre 1808
legte die HMS Victory noch einmal ab, diesmal unter der Führung von
Vize-Admiral Saumarez und nahm Kurs in Richtung Ostsee. Gestützt
in Karlskrone nahm sie im britischen Verband an Patrouillenfahrten zum
Schutz der britischen Flotte im Bereich der dänischen Meeresengen
und auf der Ostsee teil, außerdem unterstützte sie die schwedische
Flotte im Kampf gegen Russland. Ihre Ostseeaktivitäten hat sie im
Jahre 1812 beendet und kehrte nach England zurück, wo sie zu einem
schwimmenden Magazin degradiert wurde
Eigentlich sollte das Segelschiff
nach den napoleonischen Kriegen abgewrackt werden, dank des Aufschreis
der Empörung, der durch das Land ging, blieb sie doch erhalten. 1922
wurde ein Fonds zur Rettung der HMS Victory eingerichtet, sie wurde nach
Portsmouth abgeschleppt und wurde dort restauriert. Bis heute liegt die
HMS Victory auf einem speziellen Trockendock No.2 in der Werft in Portsmouth,
wurde zum stationären Flaggschiff des Oberbefehlshabers des Stützpunktes
ernannt, bleibt in dem Bestand der Royal Navy und kann als Denkmalschiff
besichtigt werden.
Nur einige Daten, die die Dimension des Segelschiffes darstellen: Verdrängung:
2162 Tonnen (vergleichbar mit einem großen Zerstörer), Besatzung:
etwa 800 Mann, Hauptartillerie: 32-Pfund-Kanonen je 3 Tonnen mit Reichweite
von 2,5 km, Umfang der Ankerseile: 60cm, zum Einsatz am Ankerspill standen
jeweils 280 Matrosen!
Der Kartonmodellbausatz besteht aus 1772 Bauelementen und 231 Schablonenteilen
auf 15 Bögen 21x30cm und bietet eine ziemlich seltene Möglichkeit,
das Modell ohne zusätzlichen aus Holz gedrehten Masten/Rahen und
Segeln/Flaggen aus Stoff originalgetreu nachzubauen. Dank der stabilen
Bauweise des Modells und den relativ kleinen Ausmaßen (die längsten
Mastabschnitte betragen etwa 10cm) erscheint eine Verstärkung der
Masten und Rahen mit Kernen aus Schaschlikstäbchen, bzw. Zahnstochern
völlig ausreichend. Auch die Segel und Flaggen aus Papier mit feinem
(und beidseitig gedrucktem!) Muster brauchen vor dem Hintergrund des kleinen
Maßstabes nicht extra aus Stoff ausgefertigt werden die Papierstärke
und die Möglichkeit, die Papiersegel als mit Wind gefüllt
nachzuformen, können sich hier als ausgesprochen vorteilhaft erweisen.
Sonst ist die HMS Victory entsprechend den modernsten, computerunterstützten
Modellentwürfen gut detailliert, z.B. 4-teiliges Steuerrad, 7-, bzw.
8-teilige Kanonen, vier 7-teilige Anker, Blöcke, Taljerepps, Jungfernzurrings
als separate Elemente, viele Leisten und Zierelemente als zusätzliche,
z.T. mit Karton verstärkte Elemente, die die Plastik des imposanten
Seglers noch zusätzlich verfeinern
Der Kartonmodellbausatz beinhaltet außer dem Vollrumpfmodell einen
Takelplan für stehendes und laufendes Gut, eine gezeichnete Bauanleitung
und eine detaillierte polnische Bauanleitung.
Druckqualität, Graphik und Farbgebung der Spitzenklasse, gut zum
Basteln geeignete Papier- und Kartonsorte.
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